-Christine-
Wir sind Sonntagsabends bei Nieselregen
und angenehmen 10 °C losgegangen. Nur eine Stunde, bis wir einen Schlafplatz
fanden. Die ganze Nacht hat es weitergeregnet und so sind wir am nächsten Morgen
bei Regen losgegangen.
Eingepackt in Gore-Jacke und Handschuhe ging es
gleich über die erste Hängebrücke. Mit 15 / 20 kg zu laufen ist ja ok, aber
die Leiter zur Hängebrücke rauf und vor allem die Leiter wieder runter war schon
eine Herausforderung. Nach einer Weile mussten wir einen recht schnellen Bach
durchqueren. Man konnte eigentlich über Steine steigen, die nur knapp unter
Wasser lagen. Aber die Abstände der Steine entsprachen nicht immer meiner Schrittlänge.
Und so habe ich mir das Wasser erst in den einen Schuh laufen lassen, und dann
in den anderen. Beim Sockentausch habe ich dann festgestellt, dass nicht die
Schuhe nass waren, sondern nur die Socken. Also habe ich diese getauscht und
weiter ging es. Zu dem Zeitpunkt war die Sonne noch ab und an sichtbar, aber
trotzdem war es kalt. Von da an ging es den Berg hoch. Es wurde immer kälter
und nebliger. Auf halber Strecke nach oben waren wir so hungrig, dass wir Mittag
gemacht haben. Aber es war schweinekalt. Hinter einem Stein kauernd haben wir
Nudeln mit Tütensoße gekocht. Wir konnten uns kaum so klein machen, dass wir
im Windschatten saßen und unser Atem kam als Nebelwolken aus unseren Mündern.
Die Nudeln waren weniger lecker als sättigend. Wir dachten aber schon die Hütte
sehen zu können und von warmen Kakao und Kuchen in einer warmen Stube träumend
haben wir zusammengepackt und sind weiter Bergauf. Oben angekommen stellten
wir fest, dass es sich nicht um die Hütte handelte, sondern um eine Radiostation.
Also haben wir uns wieder in den Windschatten gekauert und ein Blick auf die
Karte teilte uns mit, dass wir nicht mal den halben Weg zur Hütte hinter uns
hatten. Enttäuscht und müde zogen wir weiter. Der im Reiseführer beschriebene
schöne Ausblick lag hinter Nebel. Gegen Abend haben wir uns einen Zeltplatz
am See gesucht und endlich kamen ein paar Leute vorbei, sollte diese Strecke
doch total überlaufen sein.
Am nächsten Tag war das Wetter schon besser. Die
Sonne schien, und es war nur noch ein bisschen kalt. Ich bin trotzdem noch in
Gore Jacke los, aber Tom trug schon nur noch T-Shirt und auch ich habe nach
wenigen Schritten die Kapuze ausgezogen, dann die Handschuhe, und schon bald
die ganze Jacke. Zum Mittagessen waren wir endlich auf der ersten Hütte. Hier
gab es weder Kuchen noch Kakao. Also haben wir wieder selber gekocht. Diesmal
Couscous mit Tütensoße. Diese Tütensoßen einfach nur mit Wasser anzurühren hat
große Vorteile, da man nicht so viel tragen muss, aber geschmacklich.... naja!
Mir kamen sie jedenfalls jetzt schon aus den Ohren raus. Nachdem wir gespült
und die Rucksäcke gepackt hatten sind wir weiter. Man hatte uns gesagt, dass
in der nächsten Stunde kein Zeltplatz käme. Aber wir sind ja gut Zeltplatzfinder!
Nach einer Stunde, in der wir durch ein total stickiges Gebiet gelaufen sind,
haben wir Pause hinter einem Stein gemacht. Dies war der einzige Ort mit Schatten
(diesmal Schatten vor der Sonne und nicht vorm Wind). Tom musste mir ein nasses
Tuch in den Nacken legen, damit ich ein wenig abkühle. Kurz darauf sind wir
an einen Bach gekommen. Dieser Bach kam direkt aus dem Hardangergletscher und
hatte 2 Arme. Über den 2. Arm ging eine Brücke. Nicht aber über den ersten!
Jetzt war Furten angesagt. Wir haben eine Stelle gesucht, die nicht allzu reißend
aussah. Dann hieß es Schuhe aus, Socken aus, Hose aus und Tevas an. Wie in unserem
Buch vorgeschlagen haben wir die Brust- und Hüftgurte geöffnet, damit wir den
Rucksack im Falle des Falles abschmeißen können. Wir haben uns noch ein bisschen
Mut zu gesprochen und dann ist Tom als erstes rein. Ich habe ihn gebeten nicht
vor Kälte zu schreien, sonst würde ich mich nicht mehr hinterher trauen. Der
Bach war eigentlich recht flach, nur in der Mitte ist Tom für zwei Schritte
eingesunken. Als er durch den Bach durch war, konnte er sich allerdings nicht
mehr beherrschen und hat doch geschrieen. Also bin ich gleich hinter her
und auch ich bin für 2 Schritte tief ins Wasser gesunken, so dass meine Unterhose
gerade noch trocken geblieben ist. Auf der anderen Seit habe ich schnell die
Tevas ausgezogen, denn die waren wirklich eiskalt. Schön erfrischt sind wir
dann noch eine Stunde aufgestiegen und haben entgegen aller Prognosen ganz leicht
einen Platz zum Zelten gefunden! Zum Abendessen haben wir aus unserem Tütensortiment
eine Pilzsuppe gegessen. Suppen schmecken schon wesentlich besser als Soßen!
Aber am Ende des eigentlich 2. Tages wurde uns langsam klar, dass die ganze
Tour viel zu lang für uns ist. Wir waren müde, die Füße taten weh und die Rucksäcke
wurden nicht wirklich leichter. Aber von der nächsten Hütte sollte an einer
Strasse liegen, und wo Strassen sind, da sind auch Busse! Doch vor uns
lagen laut Karte noch 7 Stunden Wanderung, die ohne Gepäck vielleicht von Norwegern
noch zu schaffen sind, aber wir waren uns sicher, dass wir die doppelte zeit
brauchten.
Also sind wir am nächsten Tag, als alle Leute,
die auf der Hütte übernachtet hatten an uns vorbeigezogen waren weiter. Ich
mit einem Küchentuch als Sonnenschutz hinten an meinem Käppi, denn wir waren
ohne Sonnencreme losgegangen und mein Nacken war schon ganz schön verbrannt.
Auch wenn die Sonne anstrengend war, war es doch wesentlich angenehmer und interessanter
zu sehen wo man hinläuft. Doch nach kurzer Wanderzeit war für und schon wieder
Pause angesagt und wir sind schnell in einen kleinen See gesprungen um uns abzukühlen.
Also, Tom ist reingesprungen, ich habe mich nur nass gespritzt, das Wasser war
sooooo kalt! Danach haben wir dann unsere kurzen Hosen ausgepackt und so ging
es sich schon viel leichter! Gegen Abend als wir gerade durch Matsch kletterten,
ist uns dann ein Deutscher entgegen gekommen. Nach einem erholsamen Gespräch
mit Matsch bis zu den Knöcheln und einer Hand voll Moltebeeren sind wir dann
die letzten Meter hochgeklettert. Zum Glück wurde es je höher wir kamen immer
trockener. Oben angekommen haben wir unser letztes Nachtlager aufgeschlagen,
eine weiter Suppe gekocht und von leckerem selbstgekochtem Essen geträumt!
Als wir am nächsten Morgen wach wurden lag alles um uns herum im Nebel und wir wollten
gar nicht mehr aufstehen. Wir hatten schon überlegt, ob unser Benzin im Kocher
wohl für einen Pausentag reichen würde, als wir doch noch weiter sind! Da wir
auf halber Strecke zwischen den beiden Hütten übernachtet haben haben wir den
ganzen Tag auf Leute von vorne gewartet, aber mal wieder kam keiner! Abends
hatten wir dann Fossli erreicht und haben zunächst den 182m hohen Vöringsfossen
bestaunt. Doch dann stellten wir fest, dass wir sowohl für Waffeln, als auch
für den letzten Bus schon zu spät war. Also haben wir den Rat der Hotelwirtin
befolgt und haben versucht zu trampen. Doch war dies wesentlich schwieriger
als gedacht! Zum Glück kam irgendwann ein VW Bus aus Esslingen, die hatten zwar
keinen Platz mehr, haben uns aber trotzdem bis zum nächsten Campingplatz mitgenommen.
Von dort ging es am nächsten Tag mit dem Bus bis zur nächsten Fähre, mit der
Fähre über den Fjord, auf der anderen Seite mit dem nächsten Bus nach Voss und
von dort mit einem weiteren Bus nach Bergen. In einem dieser Busse habe ich
die Benzinflasche für unseren Kocher verloren. Damit war der Plan mit dem Auto
irgendwo hinzufahren, wo es schön ist und die Sonne scheint dann nicht mehr
möglich. Doch zunächst schien hier in Bergen die Sonne und wir sind zum Angeln
und Sonnenbaden auf eine der vorgelagerten Inseln gefahren. Gestern haben wir
uns dann zwei neue Bücher gekauft, und jetzt haben wir die ganze Zeit gemütlich
gelesen und das herbstliche Wetter mit Sturm und Wirbelregen beobachtet.
Wenn du es bis hier her geschafft hast, dann herzlichen
Glückwunsch. Aber ich war nicht in der Lage diesen Bericht in einer gescheiten
Länge zu schreiben! Und falls dieser Bericht allzu negativ geklungen hat, wir
machen bestimmt bald wieder einen Wanderurlaub, aber mit weniger Tütensoßen.....